Blog Jobs

Barrierefreie Website: Definition, Anforderungen und Checkliste

Das Internet ist ein freier Ort für uns alle. Doch nicht alle können das Internet gleichermaßen nutzen: Der eine ist schwerhörig oder taub und kann keine Videos ohne Untertitel konsumieren. Der andere ist blind und kann keine Bilder ohne Beschreibung erkennen. Viele Websites verfügen heute noch über Barrieren, die eine Nutzung für jedermann erschweren. Ab Mitte 2025 sind barrierefreie Websites jedoch Pflicht: Das musst du darüber wissen!

Definition: Was ist eine barrierefreie Website?

Eine barrierefreie Website ist eine Website, die Beeinträchtigungen von Menschen mit Behinderung berücksichtigt und es ihnen ohne zusätzliche Installationen ermöglicht, sie ohne Einschränkungen nutzen zu können. Beeinträchtigungen des Hörens, des Sehens, der motorischen Fähigkeiten oder beim Verarbeiten von Informationen hindern den Nutzer auf einer barrierefreien Website nicht daran, alle Informationen lückenlos konsumieren und mit allen Funktionen interagieren zu können. Eine barrierefreie Website ist frei von jeglichen Barrieren.

Verschiedene Statistiken und Studien zeigen die gesamte Dramatik der Barrierefreiheit: Eine Untersuchung von Aktion Mensch und Google hat ergeben, dass von 78 Online-Shops in Deutschland 75 % nicht barrierefrei waren. In einer anderen Untersuchung hat die gemeinnützige Organisation WebAIM 2020 sogar ermittelt, dass nur 1,9 % der meistbesuchten Websites der Welt nach internationalen WCAG-Richtlinien barrierefrei sind.

Barrierefreie Website: Gesetz macht sie zur Pflicht

Um das zu ändern, gilt ab dem 28. Juni 2025 das sogenannte Barrierefreiheitstärkungsgesetz (BFSG), das die EU-Richtlinie des European Accessibility Act (EAA) in deutsches Recht umsetzt. Betroffen sind u. a. Websites, die Dienstleistungen wie Personenverkehr, Telefon- und Messengerdienste oder Dienste im elektronischen Geschäftsverkehr betreffen. Online-Shops sind davon genauso betroffen wie Dienste wie Kontaktformulare oder Terminbuchungsmasken. Ausgenommen von dem Gesetz sind private Websites und Websites, die ausschließlich das B2B-Geschäft betreffen.

Doch selbst wenn dein Unternehmen nicht von dem Gesetz betroffen ist, ist es mehr als sinnvoll, auf die Barrierefreiheit deiner Website zu achten. Alleine in Deutschland gibt es 7,8 Millionen Menschen mit einer anerkannten Schwerbehinderung (Statistisches Bundesamt, Stand: 2021). Eine Website mit Barrieren schließt diese womöglich aus. Fast ein Zehntel der deutschen Bevölkerung schreckst du so als potenzielle Kunden ab.

Was zeichnet eine barrierefreie Website aus? Achte auf diese Anforderungen

Zur Entwicklung einer barrierefreien Website ist es zunächst entscheidend zu wissen, was eigentlich die klassischen Barrieren sind, die wir häufig im Internet finden. Von dort aus schauen wir im nächsten Schritt, wie sich diese Barrieren auflösen lassen.

Einschränkungen des Hörens

Viele Websites beinhalten Barrieren, die Personen mit Beeinträchtigungen beim Hören betreffen. Das ist vorrangig der Fall, wenn sie Podcasts oder Videos in ihre Website eingebunden haben.

Was ist zu tun?

  • Podcasts: Im Falle von Podcasts ist ein Transkript das Mittel der Wahl: In diesem gibst du den Inhalt des Podcasts einfach in geschriebener Form wieder, sodass der Nutzer den Podcast einfach „lesen“ kann.
  • Videos: Videos mit Sprechern können bei Höreinschränkungen nicht vollständig erfasst werden. In solchen Fällen ist es wichtig, mindestens Untertitel in das Video zu integrieren. Noch besser: Biete unter deinem Video ein Transkript des Videos an, in dem genau beschrieben wird, was im Video passiert. Wichtig: Schreibe nicht nur das, was erzählt wird, sondern erkläre ebenfalls Soundeffekte, z. B. „Maschine rattert.“
  • Untertitel optional zur Verfügung stellen: Bei der Erstellung von Videos kannst du die Untertitel entweder direkt in das Video einbinden oder optional zuschaltbar machen. Letzteres empfiehlt sich, da die Untertitel die Personen ablenken könnten, die den Sprecher verstehen und nicht auf die Untertitel angewiesen sind. Außerdem ist es so leichter, zusätzlich andere Sprachen für die Untertitel zu integrieren.
  • Videos mit Gebärdensprache: Aufwendiger als Untertitel, aber dafür umso beliebter in der Zielgruppe sind jedoch Videos mit Gebärdensprache. So erhalten gehörlose oder beeinträchtigte Menschen noch leichter Zugang zu Informationen.

Einschränkungen des Sehens

Weitere Barrieren, die häufig zu finden sind, betreffen Personen mit Einschränkungen beim Sehen. Hier sind vorrangig Texte, Bilder und Videos häufige Quellen für Informationsverluste beim Besuch einer Website.

Was ist zu tun?

  • Texte: In der Regel sind Texte direkt in die Website eingebunden und können von Text-to-Speech-Funktionen der Browser vorgelesen werden. Doch das ist nicht immer der Fall: Ist Text z. B. in ein Bild oder ein Video eingebunden, kann er von den Browsern nicht erfasst werden. Diese Texte müssen zusätzlich in die Website selbst eingebunden werden, z. B. in Form von Bildunterschriften oder Transkripten.
  • Bilder: Bei Beeinträchtigung der Augen können Bilder nicht oder nicht vollständig erfasst werden. Hier müssen entsprechend Bildbeschreibungen oder Alternativtexte ergänzt werden, die wiederum von der Text-to-Speech-Funktion des Browsers vorgelesen werden können. Sie sollten so kurz wie möglich sein, aber alle relevanten Informationen beinhalten.
  • Videos: Wenn es in deinen Videos Einblendungen oder andere wichtige Informationen zu sehen gibt, die nicht über einen Sprecher kommuniziert werden, sollte es ein Transkript des Videos ergeben. Idealerweise gibt der Sprecher aber bereits alle relevanten Informationen wieder, sodass sich der Nutzer nicht zusätzlich ein Transkript vorlesen lassen muss.

Einschränkungen der Motorik

Andere Barrieren betreffen Personen, die in ihrer Bewegung eingeschränkt sind. Das kann dazu führen, dass sie keine Tastatur und/oder keine Maus bedienen können und es ihnen entsprechend schwer fällt, auf einer Website ihr Ziel zu erreichen.

Was ist zu tun?

  • Navigation: Bei Einschränkungen der Motorik kann es vorkommen, dass Nutzer eine Maus nicht oder nur umständlich bedienen können. Die Navigation muss dementsprechend möglichst einfach gehalten und mit Tastatur bedienbar sein.
  • Spracheingabe: Wer keine Tastatur bedienen kann, ist darauf angewiesen, Text mittels Sprache einzugeben. Diese Funktionalität ist in der Regel in den Browsern gegeben und erlaubt das Ausfüllen, z. B. von Kontaktformularen, per Sprache.

Einschränkungen beim Verarbeiten von Informationen

Die vierte Kategorie von Einschränkungen betrifft Personen, die geistig beeinträchtigt sind und Schwierigkeiten beim Verarbeiten von Informationen haben. Das betrifft insbesondere die verwendete Sprache.

Was ist zu tun?

  • Sprache: Verwende auf deiner Website eine möglichst leichte Sprache – möglichst ohne Fremdwörter oder Sprachmitteln wie Ironie und Metaphern, mit kurzen Sätzen und einfachen Wörtern.
  • Struktur: Achte darauf, keine zu großen Textblöcke zu verwenden. Nutze stattdessen Absätze, Aufzählungszeichen, Tabellen, Infografiken oder andere Elemente, um Inhalte schnell erfassen zu können.

Barrierefreie Website testen

Wenn du bereits eine Website hast und testen möchtest, inwieweit sie barrierefrei ist oder eben noch Barrieren beinhaltet, gibt es diverse Tools, mit denen du sie testen kannst. So weißt du im Anschluss, was konkret für dich zu tun ist.

Tools für den Barrierefreiheit-Test:

  • Google Lighthouse: Lighthouse ist ein automatisiertes Tool, das dir verschiedene Tests innerhalb deines Google Chrome Browsers erlaubt. Einer dieser Tests befasst sich mit der „Accessibility“ (Zugänglichkeit) deiner Website und erlaubt dir Tests in der mobilen und in der Desktop-Version. Das Tool gibt dir nach dem Test ein Reporting mit konkreten Handlungsempfehlungen aus.
  • BITV-Test: Der BITV-Test wurde vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales entwickelt und beinhaltet 60 Prüfschritte. Jeder von ihnen wird ausführlich erläutert und seine Bedeutung erklärt.
  • WAVE: Das Tool WAVE hilft dir dabei, zu testen, wie gut der Inhalt deiner Website von Screenreadern erkannt wird. Das ist besonders wichtig für Personen mit Einschränkungen des Sehens, denen Inhalte vorgelesen werden müssen.
  • Color Contrast Analyzer: Der Color Contrast Analyser prüft die Farbkontraste deiner Website und teilt dir mit, ob es aufgrund dieser zu einer schwierigen Lesbarkeit kommt.
  • LanguageTool: LanguageTool ist eine KI-basierte Sprachprüfung. Sie hilft dir dabei, deine Sprache zu vereinfachen und für Personen mit Einschränkungen bei der Informationsverarbeitung zugänglicher zu machen.

Barrierefreie Website: Checkliste

In der folgenden Checkliste haben wir alle gängigen Barrieren zusammengefasst und Hinweise ergänzt, auf die du bei der Entwicklung bei einer barrierefreien Website achten solltest.

Checkliste für eine barrierefreie Website:

  • Bilder: Verfügen alle deine Bilder über Bildbeschreibungen und/oder Alternativtexte?
  • Videos: Verfügen alle deine Videos über Gebärdensprache, Untertitel, und/oder Transkripte? Werden neben den eigentlichen Aussagen ebenso Geräusche und Musik beschrieben?
  • Podcasts: Hast du für alle deine Podcasts entsprechende Transkripte bereitgestellt?
  • Sprache: Verwendest du auf der gesamten Website eine leicht verständliche Sprache?
  • Hochdeutsch: Verwendest du in deinen Texten und in deinen Videos hochdeutsch zur einfacheren Erkennung?
  • Struktur: Sind deine Inhalte übersichtlich strukturiert mit vielen kurzen Absätzen, Listen oder Tabellen?
  • Navigation: Ist die Navigation durch deine Website einfach und mit Hilfe einer Tastatur alleine möglich?
  • Kontrast: Heben sich die Vordergrundfarben deiner Website genügend von den Hintergrundfarben ab?
  • Skalierbarkeit: Ist deine Website so angelegt, dass sie sich automatisch unterschiedlichen Größen anpasst?
  • Endgeräte: Ist deine Website für alle gängigen Endgeräte optimiert?

Fazit

Mit einer barrierefreien Website öffnest du dich einem größeren Publikum und sprichst alleine in Deutschland 7,8 Millionen Menschen mehr an, die eine anerkannte Schwerbehinderung haben. Doch nicht nur die freuen sich über die Barrierefreiheit: Für alle anderen ist deine Website dadurch ebenfalls benutzerfreundlicher und führt sie schneller zum Ziel. Das sichert dir mehr Kunden – und langfristig mehr Umsatz.

Brauchst du Unterstützung?
Schreib' uns gerne an!
hilfe@wp-panda.de
zurück